Zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren, sagte Rektorin Christa Wagner im bis auf den allerletzten Platz gefüllten Mareis-Saal, kann die Schulfamilie der Mangfallschule ein Fest wieder richtig, das heißt gemeinsam feiern: „Das macht richtig glücklich“. Ihre Freude war verständlich, denn das Fest, das man feierte, war nicht irgendeines, sondern der 150 Geburtstag der Schule. Und gefeiert wurde, diesem besonderen Anlass entsprechend, eigentlich den ganzen Tag. Im Mittelpunkt natürlich die, die eine Schule hauptsächlich ausmachen, die Kinder.
Schon beim offiziellen Festakt am Vormittag hatten sie mit vielen Liedern und Gedichten das Programm bestimmt, der Nachmittag aber gehörte ihnen dann völlig. In siebzehn Stationen, verteilt über die beiden Schulhäuser fand sich ein buntes Unterhaltungsprogramm, bei dem es eigentlich nichts gab, was es nicht gegeben hätte: Von der Hüpfburg bis zumKinderschminken, vom Stofftaschen-Bemalen bis zu Mülltrenn-Spielen war jede Menge Unterhaltung geboten. Die Kinder dabei beileibe nicht nur zum Konsumieren da, sondern auch als Veranstalter: Jede Station hatten sie mit ausgedacht und mit aufgebaut, halfen im Wechsel auch bei der Betreuung mit. Selbst die wirklich sehenswerte kleine Ausstellung über die Schulgeschichte war auch mit ihr Werk gewesen.
Bei der Festveranstaltung am Vormittag hatte Schulamtsdirektor Herbert Unterreiner darauf hingewiesen, wie sehr sich Schule in den vergangenen 150 Jahren verändert hat. Er hatte ein Bild mitgebracht, das später auch in der Ausstellung zu sehen war: Der Lehrer ein äußerst streng blickender Herr – schon wegen des „Tatzensteckens“, den er in der Hand hielt, durch und durch Respektsperson. Das Klassenzimmer dicht gefüllt, nur die Buben dabei aber auf den Bänken sitzend, den Mädchen blieb damals nur der Platz am Rand. Heute hingegen die Kinder nicht als zu disziplinierende Objekte, sondern als Partner gesehen am gemeinsamen Projekt Schule.
Schule, da waren sich auch Rektorin Christa Wagner und Bürgermeister Peter Kloo einig, ist eben ein Spiegel der Gesellschaft und die hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten zumindest hier zum Positiven verändert. Doch ist dieser Spiegel – und auch da bestand Konsens unter allen Festrednern – keine Einbahnstraße: Schule hat durchaus auch Auswirkungen auf die Gesellschaft, denn zu einem Gutteil wird hier der Grundstock für unser zukünftiges Zusammenleben gelegt. Und deshalb ist es von erheblicher Bedeutung, dass die Mangfallschule eine Schule gegen Rassismus, eine Schule für Courage ist. Eine vor drei Jahren erhaltene Auszeichnung für ein Miteinander ohne Grenzen und Vorurteile, das an der Schule Tag für Tag mit Leben gefüllt wird: Kinder aus zwanzig Nationen sind hier vereint, einige davon hatten gemeinsam in ihren Muttersprachen die Gäste zu Beginn der Vormittagsveranstaltung begrüßt. Auch sonst hatten die Lieder, die die Kinder vorgetragen hatten viel mit Gemeinsamkeit zu tun, mit einem Zusammenhalt, der keine Nationalitäten kennt. Bürgermeister Peter Kloo zeigte sich durchaus stolz über diesen an der Schule gepflegten Geist, man stünde, so sagt er, hier in der besten Tradition Kolbermoors, das schon in seinen Anfängen im gewissen Sinn eine Multikulti-Stadt gewesen sei: Die Arbeiter der Spinnerei aus allen Teilen Deutschlands und auch aus benachbarten Ländern rekrutiert.
Wirklich wesentlich ist bei einer Schule jedoch weniger, wie sie die Erwachsenen sehen, sondern was die Kinder von ihr halten. Und die, den Eindruck hatte man den ganzen Tag über, sind mit ihrer Schule so glücklich, wie man das als Schüler nur irgend sein kann. Ganz deutlich wurde das bereits am Vormittag: Hatten die Kinder die Lieder ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler schon begeistert beklatscht, kannte der Jubel buchstäblich keine Grenzen mehr, als der Lehrerinnen auf die Bühne traten. Sie gaben in einem Lied, für das sie den Song „Applaus, Applaus“ der Sportfreunde Stille abgewandelt hatten, eine große Liebeserklärung an ihre Kinder ab und die erwiderten diese aus ganzem Herzen. Man hat es zwar nicht sehen können, aber bei so viel positiven Emotionen ist gut möglich, dass auch das alte, ehrwürdige Schulhaus sich eine kleine Rührungsträne aus den Augen wischte: Ein wirklich wunderschöner Geburtstag, wird es geflüstert haben.
(Text und Bild von Herrn Thomae vom Mangfallboten)